Richtfest für Erweiterungsbau der Gesamtschule in Treuenbrietzen

Treuenbrietzen. Jetzt ist die Krone drauf. Der Richtkranz mit bunten Bändern schwebt im Wind.
Zimmermann Maurice Kahra hat den Richtspruch vollzogen und Bürgermeister Michael Knape (perteilos) am Dachstuhl symbolisch den letzten Nagel eingeschlagen. An der Gesamtschule in Treuenbrietzen ist am Donnerstagnachmittag Richtfest gefeiert worden für den dringend benötigten Erweiterungsbau.

Dieser entsteht seit Juni 2020. Ein altes Gebäude an der Burgwallstraße wird entkernt, umgebaut und
erweitert um einen modernen Anbau mit zwei Geschossen. Insgesamt entstehen in dem mit Kosten von
gut drei Million Euro veranschlagten Projekt zwölf neue Unterrichtsräume.
Herausforderung sei es, den Neubau am Rande der historischen Altstadt in das Ambiente zu inte-grieren, sagte Architekt Hubertus Eilers. Er lobte die im Rahmen der Mitgliedschaft in der Arbeitsgemeinschaft der Städte mit historischen Stadtkernen bisher vollzogenen öffentlichen Projekte in Treuenbrietzen. „Diese sind sehr feinsinnig und hochwertig bearbeitet worden und prägen eine besondere Qualität“, sagte der Architekt gegenüber der MAZ.

Sein Ziel sei es, den 1913 errichteten Altbau in seiner kleinen Form nun mit dem großen Neubau zu einer
Einheit zu verbinden. Dies soll gelingen durch die Verwendung von Klinkern und hochwertige Details aucham Neubau.
Vorgesehen sei es, den Rohbau dieses Jahr fertigzustellen und im ersten Halbjahr des nächsten Jahres
den Innenausbau zu erledigen. Ab dem neuen Schuljahr 2022/23 sollen die Schüler dann das Gebäude
übernehmen. Aktuell lernen dort rund 560 Jungen und Mädchen.
„Dies wäre dann genau zum richtigen Moment“, sagte Schulleiter Gerd Ulbrich. „Ohne das neue Gebäude würden wir an die Belastungsgrenzen stoßen.“ Denn es gehen zwei Abiturklassen ab nächstes Jahr, jedoch kommen vier bis fünf neue siebte Klassen hinzu. Die Nachfrage nach der neuen Schulform mit Abiturstufe bis zur 13. Klasse sei nach wie vor groß.

„Das sichert uns dann auch für die Zukunft eine stabile Sekundarstufe II“, sagte der Schulleiter. Er dankte
für die breiten Initiativen auf verschiedenen Ebenen, die dieses Schulmodell in Treuenbrietzen erst
möglich gemacht hatten. „Zwischenzeitlich sah es nämlich sehr danach aus, dass dieser Schulstandort
hier abgewickelt werden sollte“, sagte Gerd Ulbrich am Donnerstag beim Richtfest.
Dort dankte Bürgermeister Michael Knape den Bauleuten für das bisher Erreichte vor allem aber auch
den Wegbereitern des Projektes Gesamtschule, das aus dem bisherigen Gymnasium „Am Burgwall“
hervorgeht. Dies war auf politischer Ebene in Kreis und Land durchaus lange umstritten. Vor allem Günter Baaske (SPD) sei es gewesen, der 2018 an seinem letzten Arbeitstag beim Rücktritt als Brandenburgs Bildungsminister „dann noch den Stempel drunter gemacht hat“, nachdem das Projekt lange im Behördendschungel in der Warteschleife gewesen sei.
Die Stadtverordneten hätten Weitblick bewiesen für dieses Schulmodell, denn dieses ist im Umkreis bis
nach Rangsdorf noch selten gewesen „und ein Alleinstellungsmerkmal an der Bundesstraße 2“, sagte
Knape.
Entscheidungen vom Land Brandenburg mahnte der Rathauschef nun auch an, was die Komplett-
Finanzierung des Projektes angeht. Denn lediglich 1,3 Millionen Euro, die vom Bildungsministerium
überwiesen wurden, sind gesichert. Der Rest der Bausumme ist der Stadt zunächst vom
Innenministerium nur als rückzahlbarer Zuschuss überwiesen worden.
„Ich hoffe, dass das Land zu seiner Zusage steht“, sagte Knape. Damit spielte er auf den nach wie vor nichtabgeschlossenen Verkauf des Stadtwaldes an das Land Brandenburg an. Dieser soll die Finanzierung auch für weitere dringende soziale Bauprojekte für Schulen und Kindergärten in der Stadt sichern.

In seinem Grußwort kritisierte Günter Baaske als heutiger Kreistagsabgeordneter die Finanzierungspolitik für Schulinvestitionen. „In Potsdam-Mittelmark passieren Dinge, die ich nicht gerecht finde“, sagte Baaske in Treuenbrietzen. Er bezeichnete es als „ungerecht“, dass der Landkreis der Stadt Werder für den Schulbau eines freien Trägers in Glindow 15 Millionen Euro bereitgestellt, „die Stadt Treuenbrietzen als Trägerin ihrer Schule diese Finanzierung hier aber allein stemmen soll“.

Den Stadtverordneten zollte der Kreistagsabgeordnete „Dank und Respekt, dass sie gegen die diversen
Hürden doch an dem Projekt der Gesamtschule festgehalten haben“. Treuenbrietzen präge damit die
Zukunft in der Region, so Baaske.
Die Stadtverordneten hätten geschlossen hinter dem Projekt gestanden, lobte SVV-Vorsteher Michael
Mrochen (FDP). Er freue sich über den Erfolg und die große Nachfrage für diese Schulform. „Sie motiviert
Leute, zu uns zu ziehen und auch hier zu bleiben“, so Mrochen.
Dietlind Tiemann (CDU), die Wahlkreisabgeordnete im Bundestag, lobte ebenfalls die Standhaftigkeit, mit der die Stadt Treuenbrietzen an dem Projekt festgehalten habe gegen viele Widerstände und Prognosen zur vermeintlich rückgängigen Entwicklung der Schülerzahlen. Die Bundespolitikerin aus Brandenburg an der Havel räumte ein, dass „viele überrascht wurden“ von der dann doch anderen Entwicklung. „In dem Fall war es aber eine schöne Überraschung“, sagte Tiemann in Treuenbrietzen.

Quelle: MAZ Fläming Echo, Samstag 21.08.2021